Wie komme ich an die Lösung der Mathe- und Lateinhausaufgaben?

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von Stella Pipitone und Isabel Schwarz 

„Die 90er waren einfach geil!“

Das ist die Antwort von Herr Neumayr, wenn man ihn fragt, wie er die 90er beschreiben würde.

Aber woran liegt das? Was macht dieses Jahrzehnt aus und warum haben die 90er in Kultur, Filmbranche und Musik gerade ein Comeback?

Damit wir uns in die damalige, inspirierende Zeit, die in vielen Fällen die Jugend unserer Eltern war, hineinversetzen können, haben wir ein originales „90er-Kind“ zu seiner Jugend befragt.

1. Herr Neumayr, Sie waren Ende der 90er etwa so alt wie wir jetzt. Wie war es damals als Teenager?

Megaaffengeil! (Anmerkung der Redaktion: damaliges „Jugendwort“) Es war eigentlich eine richtig coole Zeit, aber im Grunde gar nicht so viel anders als bei euch. Ich ging zur Schule, für die ich mich nicht immer so viel interessiert habe, wie ich mich interessieren sollte. Der große Unterschied zu heute war, dass wir – was ich rückblickend wirklich gut finde – noch keine Handys und Social Media hatten. Das hat uns viele Probleme erspart, die ihr heute habt, wie zum Beispiel das Gefühl ständig erreichbar zu sein und sein zu müssen. Und wir hatten in den 90ern richtig tolle Musik, die ich auch bis heute gerne höre …

2. Wie würden Sie die Kultur allgemein zu dieser Zeit definieren?

Rückblickend aus der heutigen Sicht würde ich sagen lebensfroh, unbeschwert, leicht und sorgenlos.

Kinder-/Jugendzimmer der 90er

3. Macht für Sie dann auch gerade das den Charme dieses Jahrzehnts aus?

Auf jeden Fall, denn das war ein Jahrzehnt in dem es keine größeren Konflikte oder Krisen gab, zumindest nicht bei uns in Deutschland bzw. in Europa. Und dadurch, dass ich selber noch Jugendlicher war und als größtes Problem eigentlich nur die Schule hatte und die Frage: „Wie komme ich an die Latein-und Mathehausaufgaben für den nächsten Tag ran“, hatte ich keine ernsthaften Sorgen. Ich hatte nichts, um das ich mich kümmern musste und das hat das Leben natürlich sehr leicht gemacht.

4. Welche Interessen/welches Hobby aus den 90ern hat sich bei Ihnen gehalten und warum?

Es sind tatsächlich die drei Hobbys, die ich auch heute noch habe. Die gehen auf diese Zeit zurück. Ein Hobby von mir ist ja die Gartenarbeit, das geht eigentlich auf die Kindheit zurück, weil ich schon immer gerne im Dreck gewühlt habe. (lacht, Anmerkung der Redaktion) Aber etwas passend zu diesem Jahrzehnt? Am ehesten trifft da noch meine Leidenschaft für das Sammeln von Telefonkarten zu. Ich fand damals einfach die schönen, bunten Bilder interessant und Briefmarken waren mir zu fragil. Heutzutage faszinieren mich alte Telefonkarten immer noch, weil sie bei mir – wie soll ich sagen – ein Nostalgiegefühl auslösen und weil auf den Telefonkarten Werbung aus den 90er Jahren abgebildet ist.

5. Wie stehen Sie dazu, dass Serien aus den 80er und 90er Jahren wieder aufgegriffen werden und der Stil der Zeit in Serien, wie „Stranger Things“ reproduziert wird?

Ich habe die Serie zwar nicht gesehen, aber ich denke schon, dass mir das gefallen würde. Was ich aber definitiv schlimm finde, sind die Neuauflagen von Kultserien wie „Magnum“ oder „MacGyver“. Andererseits werden aber so genau diese Serien auch heute einem breiten Publikum bekannt.

TV-Helden der 80er/90er Jahre (MacGyver, Thomas Magnum, Alf und die Ermittler aus Miami Vice)

„Magnum“: Eine Serie, die von 1980 bis 1988 lief und von dem Privatdetektiv Thomas Magnum handelt, der sich auf Hawaii um das Anwesen eines wohlhabenden Geschäftsmannes kümmert. Der ehemalige Marineoffizier löst dort verschiedene Fälle.

Die Actionserie „MacGyver“ (1985 bis 1992) handelt von dem Geheimagenten Angus McGyver, der stets auf Schusswaffen verzichtet und stattdessen mit alltäglichen Werkzeugen und Raffinesse immer einen Weg aus der Klemme findet.

6. Haben Sie sonst noch Anmerkungen für uns, aus den 90ern?

Ja, die 90er waren einfach geil!

 

Im Gegensatz zu diesem damaligen unbeschwertem Lebensgefühl, haben wir heutzutage mit vielen Krisen, Kriegen, und Konflikten zu kämpfen. Popkultur und Filmbranche bringen das Gefühl dieser Zeit, in der man alle Schrecken überwunden hatte, zurück. Aber was heißt das konkret?

Ein bekanntes Beispiel ist die Serie Stranger Things, die in den 80er Jahren spielt. Ende diesen Monats erscheint die fünfte und finale Staffel und man kann bereits jetzt von einer enormen Popularität ausgehen. Stranger Things ist nur eine der vielen Serien/Filme, die mit dieser geschickten Strategie arbeiten, die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen. Natürlich ist dies keine schlechte Taktik den neuen Film/Serie zu verkaufen, da vor allem die Erwachsenen sich so an ihre damalige Jugend und die schöne Zeit zurück erinnern. Wer wäre denn nicht gerne wieder jung? 

Doch nicht nur der Stil wird erneut zelebriert, sondern auch tatsächliche Neuauflagen und Comebacks feiern ihren Einzug in der deutschen Popkultur. Eines der besten Beispiele dafür ist die britische Pop-Band Oasis, die 1991 gegründet wurde. Mit Hits wie „Wonderwall“ erreichten sie weltweite Bekanntheit. Nachdem sie sich 2009 aufgrund Streitigkeiten auflösten, kam es dieses Jahr zur Wiedervereinigung und großen Comeback-Tour durch das vereinigte Königreich.

Ähnliches zeigt sich auch in der Filmbranche. Die zehn erfolgreichsten Filme beinhalteten in den vergangenen Monaten und Jahren oft Prequels und Sequels (also Vorgeschichten und darauffolgende Teile). Denn aus den 90ern stammen auch große Stars unseres Kinos, wie Tom Cruise, Leonardo DiCaprio oder Julia Roberts, die in berühmten Filmen wie Titanic, Pretty Woman oder Top Gun mitspielen. Diese kommen ebenfalls aus genannter Zeit. Darüber hinaus stammt auch der allseits bekannte Horrorfilm ES (Teil eins und zwei) aus dieser Zeit. Er spielt nicht nur in den 80/90ern, sondern er ist auch ein Remake aus dem eigentlichen Horrorfilm ES, der tatsächlich aus dem Jahre 1990 stammt. Nicht zuletzt feiern auch immer mehr Biopics Erfolg. 

Biopic (=Filmografie):

Zu Popstars aus den 80/90ern wie beispielsweise Elton John oder der Band Queen werden sogenannte Biopics, also biographische Filme, veröffentlicht.

Der Sinn dahinter? Zum einen um einen Einblick in ihren Weg zum Erfolg zu bekommen, aber auch um auf emotionaler Ebene vergangene Aktionen zu verstehen und Einblick in das Leben außerhalb der Berühmtheit zu bekommen. Außerdem sieht man oft, dass das Berühmtsein gar nicht so toll ist, wie alle denken. Viele der Lieblingssänger litten früher oder später durch den enormen Druck, dem sie teilweise ohne Hilfe ausgesetzt waren, an einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit.

Kürzlich erschien der Trailer zur zweiteiligen Filmografie Michael Jacksons, welche am 24. April 2026 in den Kinos erscheinen wird. Die Hauptrolle spielt Jacksons Neffe Jafaar Jackson. Der Teaser erregte enorme Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. Klar ist, alle lieben den King of Pop und können es kaum erwarten, den Film in den Kinos zu sehen und mehr über diese Legende zu erfahren.

Doch obwohl das Déjà-Vu bei vielen Menschen auf Wohlwollen trifft, stößt es bei manchen auch auf Kritik. Denn die Strukturen unserer Gesellschaft haben sich geändert. Das Leben ist nicht mehr so einfach. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mieten wurden teurer, die Lebensmittelpreise steigen, die Welt wurde globaler, nicht zu vergessen die politischen Spannungen und ein Krieg in Europa. Aus diesem Grund wirkt die Rückkehr in die Vergangenheit unverhältnismäßig, eher wie eine Flucht aus der Realität. Zudem werde bei dem Hervorholen des Jahrzehnts dessen heikle Themen, die es auch damals gab, nicht beachtet. 

Trotz dieses berechtigten Einwandes, ist die „Rückkehr“ in die 90er durchaus positiv. Das Nostalgiegefühl, welches das Jahrzehnt mitbringt, ist für viele Menschen ein harmonisches. Eine Art Lichtblick in einer Welt, in der vieles nicht mehr so sorglos ist. Außerdem kann der Rückblick in Popkultur auch jungen Menschen heute die Welt von damals eröffnen. Um auch ihnen zu zeigen: „Die 90er waren einfach geil!“

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