Wann wird Deutschland fair?

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Arbeiter, die mit Masken vor Unmengen an Kleidung stehen und in chemisch belasteter Luft stundenlang unsere Kleidung produzieren. Sowas erschreckt. Man möchte helfen, etwas Gutes tun. Gegen das schlechte Gewissen, das sich schleichend meldet. Und am nächsten Tag geht man Einkaufen und nimmt das Shirt für fünf Euro. Nicht gerade vorbildlich. Aber es ist ja soviel einfacher und diese Fair-Fashion, die diesem Ganzen wirklich etwas entgegensetzen würde, ist ja auch viel zu teuer – oder?

Nun, eigentlich muss das gar nicht sein. Der Kauf und Vertrieb von sogenannten fairen Klamotten wird immer einfacher, da die Preise dafür sinken und immer mehr Unternehmen versuchen, sich in diesem Sinne zu orientieren. Beispielsweise gibt es im Onlineverkauf ein minimalistisches, ökofaires T-Shirt bereits ab zehn Euro und bereits über 100 Betriebe sind der Fair-Wear-Foundation beigetreten.

Was ist das? Die Fair-Wear-Foundation wurde 1999 gegründet und möchte Arbeitsbedingungen in der Branche fördern, die den Arbeitern das gibt, was sie verdienen.

Klingt doch super. Der Schritt in die richtige Richtung ist auf jeden Fall getan, doch die traurige Realität macht, wie so oft, einen Strich durch die Rechnung. Denn leider ist die Qualität nicht immer durch Gütesiegel oder etwas höhere Preise erkennbar, da Hersteller oftmals viel des Umsatzes selbst behalten und weniger an Bedürftige geht. Ein großer Teil wird z.B. in Marketing und Mietpreise gesteckt. Warum also überhaupt die fünf Euro mehr zahlen? Und außerdem, ein Boykott der großen Marken wäre sinnlos, da man so gar kein Geld an die Betriebe zahlt und der noch so kleine Mindestlohn auch wegfallen würde. Beispielsweise erhalten die Näherinnen in Bangladesch dann so nicht nur wenig Gehalt, sondern nichts.

Und genau mit diesen Ausreden beruhigt sich die Gesellschaft immer wieder. Man tue zwar nichts gegen das Problem, aber verschlimmern würde man es ja auch nicht. Da haben wir ihn, den Moment, an dem unsere Moral an die Tür klopfen sollte. Vertretbar sind die Situationen in Ländern wie Bangladesch, Indien oder Vietnam nämlich nicht, da die Arbeitsbedingungen unmenschlich sind und die Arbeit der Näherinnen absolut nicht wertgeschätzt wird. Beispielsweise wird ein typisches Fast-Fashion-T-Shirt für 1,35 Euro hergestellt, um dann für 4,95 Euro verkauft zu werden. Man muss hier wohl nicht vorrechen, wie viel da für die Näher als Lohn übrigbleibt.

Was zeigt uns das? Wir müssen beginnen, Fair-Fashion mehr zu unterstützen. Sowohl als Einzelperson, als auch die großen Betriebe. Nur so ist es für uns als Gesellschaft möglich, den unwürdigen Bedingungen ein Ende zu setzen. Nur so tun wir wirklich etwas Gutes. Und je mehr alle bereit sind, etwas zu ändern, desto besser und schneller wird auch das Angebot von fairen Klamotten.

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