Hallo, mein Name ist Hanna. Ich möchte euch gerne etwas über meine Zeit in Mexiko erzählen. Zum Zeitpunkt der Anreise war ich 5 Jahre alt (07. März 2015). Damals habe ich in der Nähe von Ingolstadt gewohnt und schließlich in Mexiko, in der Stadt Puebla. Ich war im dritten Kindergartenjahr und die Dauer des Aufenthalts betrug 3,5 Jahre. In meine 2 Koffer packte ich meine wichtigsten Dinge jedoch konnte ich zum Beispiel nicht meine Freunde oder Verwandten mitnehmen.
Unser Flug ging von München Airport am 7. März 2015 und kam nach 9.846,89 km am Flughafen von Mexiko City an. Nach 12,5 Stunden Flugzeit mussten wir dann noch 1h 45min nach Puebla mit dem Taxi fahren. Außerdem gibt es in Mexiko eine Zeitverschiebung von -7 Stunden.
Mein neuer Wohnort Puebla de los Àngeles heißt übersetzt „die Stadt der Engel“ und ist ein Bundesstaat und zugleich eine Hauptstadt. Sie liegt 130 km östlich von Mexiko City und hat eine Einwohnerzahl von 5.779.829. Das Besondere an der Stadt ist, dass sie eingerahmt von den Vulkanen „Popocatèpetl“, Itztaccihuatl“ und „La Malinche“ liegt. Seit 59 Jahren ist dort auch das VW-Werk angesiedelt. Gelebt habe ich mit meiner Familie in sogenannten Fraccionamentos. Das sind gesicherte Wohngebiete, die von Securitys bewacht werden. Hier leben viele deutsche Familien, die wegen Volkswagen oder der AUDI AG nach Mexiko gekommen sind.
Warum ich dort gewesen bin?
Ich bin wegen meinem Papa nach Mexiko gekommen. Er arbeitet für die AUDI AG und zu diesem Zeitpunkt wurde das neue Automobilwerk zur Produktion der Q5 Serie in San Josè de Chiapa eröffnet. Da es sich um ein großes und über viele Jahre langes Ereignis handelte, wollten wir dies zusammen als Familie machen. Außerdem wollte ich nicht über einen so langen Zeitraum von meinem Papa getrennt sein.
Wer war mit dort?
Mein Papa, meine Mama und mein großer Bruder. Außerdem haben uns meine Großeltern, meine Tante und Freunde meiner Eltern besucht.
An was kann ich mich besonders gut erinnern von dieser aufregenden Zeit?
Am 19. September 2017 ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 7,1. Es gab 369 Tote und das Zentrum befand sich im Bundesstaat Puebla. Dieses Erdbeben wiederholte sich zum 2. Mal am Jahrestag des größten Erdbebens Mexikos von 1985 (ca. 10.000 Tote). Am Tag des Jahrestages gab es in der Schule um 11.00 Uhr vormittags eine große Erdbebenübung. Genau zwei Stunden später bebte die Erde erneut. Es herrschte zunächst große Verwirrung und viele dachten, es wäre wieder eine Übung. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in der Gymnastik-AG unserer Schule. Es gab eine Aufführung für die Eltern und glücklicherweise war auch meine Mama da. Zunächst war es sehr laut und es hörte sich an, als ob jemand riesige Steine auf das Metalldach der Gymnastikhalle werfen würde. Der Boden zitterte und die Gebäude und Bäume wackelten. Ich hatte Panik und Angst, doch wegen der Übung zuvor wussten wir, was wir tun mussten. Wir Kinder merkten zuerst was los war und die Eltern halfen und sicher aus dem Gebäude zu kommen. Uns passierte zum Glück nichts, jedoch erlitt die Stadt Puebla große Schäden. Es gab zudem Plünderungen, Verkehrschaos, Zerstörung der Infrastruktur und Gebäude, Telefonnetze waren unterbrochen und Telefonleitungen zerstört – somit waren auch kaum Telefonate möglich. Auch meine Schule wurde für zwei Wochen wegen Sicherheitsmaßnahmen geschlossen.
Meine Einschulung am 23. August 2016 war ein weiteres besonderes Erlebnis für mich. Ich kam in das Colegio Humboldt, das ist eine deutsch-mexikanische Schule. Hier gibt es eine bilinguale Erziehung und die Lehrkräfte sind international. Die Schule betreut Schüler von der Grundschule bis zur Oberstufe. Wir wurden täglich mit einem Privatshuttle zur Schule gebracht. Es gab Schuluniformen für den Sportunterricht und einmal monatlich feiert man eine Schulzeremonie mit der ganzen Schule. Wir feierten deutsche und mexikanische Feiertage wie z.B. der „Tag der deutschen Einheit“ oder den „Dìa de muertos“. Auch an der Schule gab es Securitys und um in die Schule zu kommen, benötigt man einen Schulausweis. Es gab viele tolle Leistungskurse wie z.B. eine Koch-AG und eine Robotik-AG.
Wir adoptierten auch eine Straßenhund aus Mexiko. Ihr Name ist Lucy und woher sie kommt, wissen wir leider bis heute nicht. Sie wurde in einem Park in der Nähe unseres Fraccionamentos gefunden. Wir haben sie am 16. Januar 2016 bei uns aufgenommen. Für mich ist dies etwas sehr Besonderes gewesen, weil ich große Angst vor Hunden hatte, weshalb das wie eine Therapie für mich war. Außerdem hätte Lucy ansonsten in ein Tierheim gemusst und ich hätte vielleicht immer noch Angst. Jetzt ist dies anders. Ich habe keine Angst mehr vor Hunden. Er tröstet mich und versteht mich, wenn es mir nicht gut geht (vor allem während der Zeit in Mexiko).
Was waren die Unterschiede? Was gefiel mir gut?
Es gab leckeres Essen, das ich zuvor noch nicht kannte. Meine Lieblingsspeisen waren z.B. Tamales (Maismehlbrei in Maisblättern gedünstet), Horchata (gesüßte Reismilch) und Quesadillas. Auch die Urlaube machten viel Spaß. Wir machten eine Rundreise mit dem Zug „El Chépe“, flogen mehrmals in die Karibik und besuchten viele Pyramiden wie z.B. „Chichén Itzá“ und die Sonnen- und Mondpyramide „Teotihuacán“. Spielerisch konnte ich eine neue Sprache kennenlernen (Spanisch) und ich fand viele neue Freunde, mit denen ich immer noch Kontakt habe.
Was gefiel mir nicht so gut?
Die hohe Kriminalität, welche in Mexiko sehr hoch ist. Außerdem war der Anfang natürlich sehr schwierig, wegen der Sprache und als „Außenseiterin“ neue Freunde kennenzulernen. Auch vermisste ich es sehr, dass meine Freunde und Familie (Omas, Opas…) nicht bei mir sein konnten.
Was habe ich aus dieser Zeit gelernt?
Ich kann mich nun gut in Menschen anderer Kulturen hineinversetzen, da ich weiß, wie schwierig es ist, die Sprache, das Land und die Kultur sowie die Leute kennenzulernen. Andererseits haben wir durch diese Zeit in Mexiko nun auch gerade einen Austauschschüler hier, der durch das Colegio Humboldt vermittelt wurde. Er ist nun bei uns, um unsere Sprache und Kultur besser kennenzulernen ; )
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